Die Nacht verlief ruhig und ich brach um 9:30 nach einer Tasse Kaffee wieder auf. Frühstücken wollte ich in einem Cafe in Sully-sur-Loire, da ich auf dem Campingplatz erst ab 16:00 einchecken konnte. Die heutige Etappe betrug nur knapp 18 Kilometer, da konnte ich mir Zeit lassen. Zwar blieb es trocken, doch der Wind legte kräftig zu. Je nachdem, wie der Radwanderweg verlief, blies der Wind von der Seite oder von vorne. Bis Lion-en-Sullias radelte ich entlang der Verbindungsstraße, weil am Radweg überall Treibjagten stattfanden. Ich hatte wirklich keine Lust, das Opfer von so einem schießwütigen Jäger zu werden. Außerdem kann es bei Treibjagten auch passieren, dass das in Panik versetzte Wild einem direkt vor die Füße oder ins Rad läuft. Da der Eurovelo 6 auch noch einen großen Umweg beschrieb, zudem bergauf, sparte ich auf der Straße Kilometer und Zeit, denn der Wind war echt unangenehm und bremste mich aus.
In Lion-en-Sullias stoppe ich kurz an einer Bäckerei und kaufte ein Croissant als Wegzehrung. Anschließend ging es weiter. Nun verlief der Radweg auf einem Damm entlang der Loire bis zum Etappenziel: Sully-sur-Loire. Es ging am Schloss vorbei – im Winter nicht geöffnet – bis zu einer Bäckerei mit angeschlossenem Kaffee in der Ortsmitte. Strom gab es auch ein zwei Tischen, da konnte ich es mir gemütlich machen, bis es Zeit war, zum Campingplatz zu fahren. Der befand sich auf der anderen Seite der Loire.
Ich gönnte mir einen großen Milchkaffee und dazu ein Mandelbrioche, dass so groß war, dass ich später auch noch was davon haben würde! Gute zwei Stunden blieb ich im Café und nutzte die Zeit, um am aktuellen Manuskript zu arbeiten.
Schließlich brach ich wieder auf und erreichte den Campingplatz, als die Rezeption gerade öffnete. Der junge Mann, der mich eincheckte staunte nicht schlecht, als er sah, dass ich mit Fahrrad und Zelt unterwegs war! Ich bekam sogar einen kleinen Rabatt. Danach hieß es Zelt aufbauen, bevor der Regen einsetzte und danach duschte ich erstmal ausgiebig und so heiß, wie ich es gerade noch vertrug. Zurück im Zelt kuschelte ich mich in einen warmen Hoodie – Fön hatte ich ja keinen – krabbelte in den Schlafsack und machte mir eine Suppe heiß. Dazu gab es wie immer ein frisches Baguette. Morgen soll das Wetter etwas besser sein, aber ich werde dennoch eine kleinere Etappe von etwa 36 Kilometern fahren und auf einem Picknickplatz bei Sandillon zelten, auf dem ich auch im April schon genächtigt hatte. Dienstag ist ebenfalls wildzelten angesagt und am Mittwoch habe ich wieder einen Campingplatz.