So ein oder zwei Nächte wäre ich schon gerne auf dem Campingplatz geblieben, aber mein Budget gab das nun mal leider nicht her. Daher war ich um 10:00 wieder startklar. Der Wetterbericht sagte wechselnd bewölkt voraus und windig aber trocken. Bis Saint-Benoit-sur-Loire radelte ich auch noch mit viel Sonne – wenn auch sehr kühlen Temperaturen – und mäßigem Wind. Im Ort suchte ich ein Café auf und blieb dort länger, bis Laptop und Handy aufgeladen waren.
Der Radwanderweg führte fast durchgängig wieder auf dem Damm entlang, was bedeutete: ich spielte wieder einmal den Windfänger. Mal von der Seite, mal von vorne – Der Damm folgte hier dem kurvigen Verlauf der Loire – trafen mich die immer heftigeren Windböen.
Auf der Brücke von Châteauneuf-sur-Loire war der Seitenwind brutal. Ich war froh, dass wenig Verkehr herrschte, denn der Wind drückte mich mehrfach samt Gespann bis in die Fahrbahnmitte! Und 3 Kilometer vor Jargeau erwischte ich dann noch ein eiskalter kräftiger Regenguss. Also nein, Spaß machte das nicht!
Sandillon, das für heute anvisierte Ziel, erreichte ich vor Einbruch der Dunkelheit, baute rasch mein Zelt auf, sicherte alles mit den schweren Heringen und krabbelte in den Schlafsack, denn ich war total durchgefroren. Trotz warmer Klamotten und Regensachen – der ständige eisige Wind drang irgendwann durch. Für die Nacht und den morgigen Vormittag waren Sturmböen bis zu 90 km/h gemeldet. Mein Zelt würde also seine Feuertaufe, beziehungsweise Windtaufe, bestehen müssen.
16. Januar:
Die Nacht hatte ich hinter mich gebracht. Zelt stand noch, Fahrrad hatte der Wind umgeworfen. Von nachlassendem Wind aber keine Spur, der pustete immer noch, was Petrus Lungen hergaben, und steigerte seine Heftigkeit sogar. Da war an ein Weiterfahren nicht zu denken. Wie gut, dass ich gestern meine Geräte aufladen konnte! So nutzte ich die Zeit zum Schreiben, machte zwischendurch noch ein Nickerchen und entschloss mich dann um 14:00, aufzubrechen. Zwar hätte ich auch hierbleiben können, doch ohne Zugang zu Strom und Trinkwasser wäre das nicht praktikabel gewesen. Ich änderte allerdings mein Ziel für heute.
Ursprünglich wollte ich etwa 30 Kilometer fahren bis zu einem möglichen Zeltplatz am Radweg bei Saint-Nicholas. Ohne Google Streetview hatte ich nicht die Möglichkeit, mir den Platz auf seine Eignung hin anzuschauen. Daher entschloss ich mich, nicht wieder über die Loire zu fahren, also dem Radweg zu folgen, sondern auf der Seite zu bleiben, denn dort gab es gleich mehrere Picknickplätze. Einer davon würde schon passen.
Mit dem immer noch heftigen Gegenwind erreichte ich Orleans später als gedacht, erst um 16:30. Für das Aufladen von Handy und Laptop musste ich mindestens 1 Stunde rechnen. Es würde also bereits dunkel sein, wenn ich weiterfuhr. Da der Starbucks das einzige Café in Reichweite des Radweges war, setzte ich mich dort hinein. Steckdose gab es, aber ich fand den Laden ungemütlich und den Kaffee völlig überteuert. Was daran so viele Leute hip finden, erschließt sich mir nicht.
Um 18:00 brach ich wieder auf, folgte einem Rad -und Fußweg, der am Ufer der Loire entlangführte, bis zum Picknickplatz, den ich mit Googles Streetview ausgekundschaftet hatte. Leider waren die Rasenflächen zwischenzeitlich asphaltiert worden. Die nächste mögliche Stelle lag zu dicht an der Straße, also drehte ich wieder um, lief die 2 Kilometer zurück und entschied mich für einen geschützten Platz. Der lag zwar auch unterhalb einer Siedlung und am Radweg, aber ich hoffte, dass ich keinen Ärger bekam. Es war bereits 20:00, bis ich endlich ins Zelt krabbeln konnte. Morgen fahre ich bis nach Beaugency auf einen Wohnmobilstellplatz, auf dem ich auch schon im April 2022 genächtigt hatte. Mittwoch kann ich einen Campingplatz anfahren, doch nur eine Nacht bleiben, weil der zu teuer für mich ist.