Der Wetterbericht lag heute Morgen gewaltig daneben. Statt Sonne, bekam ich zum Etappenstart viele Wolken, kühle Temperaturen und Wind aus Nordost, der es auch nicht unbedingt wärmer machte. Glücklicherweise würde ich ihn im Rücken haben, wenn ich losfuhr. Damit die Zeltplane abtrocknen konnte, fing ich mit dem Packen erst um 11:00 an. Mit 36 Kilometern hatte ich heute keine zu lange Strecke, aber mit vielen Steigungen. Schlussendlich brauchte ich doch wesentlich länger als gedacht und startete erst um 14:00.
Bis Airvault zog sich der Radweg in großen Schleifen durch die Hügel. Landschaftlich war es immer noch nur Ackerbau, also wenig reizvoll und kein Anlass, Fotos zu schießen. Etwa einen Kilometer vor Airvault musste ich einen Umweg über die Schnellstraße fahren, weil der Radweg und die kleine Straße in die Ortsmitte gesperrt waren. Ich überquerte den Thouet mit der nächsten Brücke und parkte mein Fahrrad an der alten Markthalle. Leider war auch der Weg zum Schloss gesperrt. Ich fotografierte daher nur die Abtei, ein Bau aus dem 11. Jahrhundert.
Im Ortskern hatten sämtliche Läden und Bars zu, mein Wunsch auf einen Kaffee plus verspätetes Frühstück erfüllte sich nicht. Ich fuhr also weiter. Der Radweg führte mich aus Airvault fast wieder raus, da entdeckte ich nicht nur eine Bäckerei, die geöffnet hatte. Auch eine Bar machte gerade auf.
Kurzentschlossen parkte ich mein Gespann erneut auf einem Platz neben der Bäckerei, kaufte ein Croissant und saß gleich darauf in der Bar mit einem dampfenden Kaffee vor mir. Da sich die Sonne immer noch nicht blicken ließ war es empfindlich kühl da draußen. Da tat ein heißes Getränk gut. Oft würde ich mir diesen Luxus in den nächsten Tagen nicht leisten können. Meine Barschaft betrug nach Abzug aller Rechnungen und Abbuchungen nämlich nur noch 50 €. Mindestens die Hälfte davon würde bei dem Einkauf im Aldi in Parthenay draufgehen. Mit viel Glück schaffte ich es also bis Monatsmitte.
Gegen halb fünf brach ich wieder auf. Gut, dass es Abends schon so lange hell blieb, denn ich hatte für die 14½ Kilometer bis Airvault schon 2 Stunden gebraucht. Weitere 20 Kilometer bis zum anvisierten Picknickplatz lagen aber noch vor mir. Laut Komoot mit noch mehr Steigungen. Hurra. Und das war schon die gekürzte Route, denn auf zwei Teilstrecken würde ich nicht dem Radweg folgen.
Entschädigt wurde ich für die Mühe mit einer deutlich schöneren Kulisse, die sich hier auch schon in frühlingshafte Farben kleidete. Blühende Hecken, Sträucher und Bäume säumten die kleine Straße. Statt Ackerflächen gab es hier Wiesen und Weiden für Rinder, Schafe und Pferde.
Vorbei ging es am Schloss von Saint Loup, durch Gourgé und wieder raus in die Prairie. Das waren die letzten Orte auf meiner heutigen Strecke. Von hier aus führte der Radweg weiter in Richtung La Peyratte. Ich würde ihm aber nicht weiter folgen, denn die zwei Picknickplätz lagen nicht an dieser Strecke. Einige Kilometer tauchte dann auch die Abzweigung auf, die ich nehmen wollte. Ein asphaltierter Feldweg.
Ich passierte auf ihm zwei Bauernhöfe und tja, direkt dahinter endete der Asphalt und lief in einen Wiesenweg mit großen Felsen darin aus. Da es ab hier auch noch steil bergab ging, koppelte ich den Anhänger ab und schob erst das Fahrrad vorsichtig hinunter. Der Picknickplatz lag auf der anderen Seite eines Zuflusses zum Thouet. Die Brücke – immerhin gab es eine, sonst hätte ich nämlich umdrehen müssen! – bestand aus groben Felsen und Steinen. Es war ganz schön heikel, das Fahrrad darüber zu bugsieren, ohne Wasser zu landen, aber ich schaffte e. Den Anhänger nachzuziehen war leichter.
20:00 war es, als ich mein Zelt aufbaute und müde hineinkroch. Morgen würde ich einen gewaltigen Muskelkater haben und offenbar hatte ich mir am linken Knie eine Sehne gezerrt. Die Etappe morgen sollte aber deutlich kürzer ausfallen, Falls es mit dem Picknickplatz etwa 10 Kilometer hinter Parthenay klappt, habe ich nur maximal 26 Kilometer zu bewältigen.
Lange hielt ich nicht mehr durch. Nach dem Essen wollte ich eigentlich noch ein bisschen am Manuskript arbeiten, die Fotos bearbeiten und den Blogartikel schreiben. (Hochladen ging nicht, weil ich hier kein Netz hatte). Aber ich war schlicht zu müde dafür, kalt war es auch geworden, und krabbelte um 22:00 in den warmen Schlafsack.
04. April 2023
Dass ich am Flussufer genächtigt hatte, zeigte sich an der Feuchtigkeit an der Innenseite der Zeltplane. Da ich heute eine kurze Strecke – das hing davon ab, ob ich am anvisierten Picknickplatz zelten konnte – eingeplant hatte, wartete ich lieber mit dem Packen, bis alles abgetrocknet war. Um 11:15 brach ich dann auf. Die knapp 4 Kilometer bis La Peyratte waren der Stinkefinger der heutigen Etappe an meinen Muskelkater und die Zerrung. Es ging hoch und runter, vor allem aber hoch. Die Serpentinen schlauchten mich am meisten, weil die Steigung da scheinbar kein Ende nimmt. Schönen Gruß von meiner Lunge. Das anschließende Bergab kommt einem dann immer viel zu kurz vor.
In La Peyratte legte ich eine Pause ein. Trotz Sonne blieb es unangenehm kühl, weil der Nordost zugenommen hatte. Ich trank also nur schnell etwas und fuhr dann weiter. Gegen 14:00 erreichte ich Parthenay und verließ den Radweg, um ins Gewerbegebiet reinzufahren. Im Aldi stockte ich meine Vorräte auf. Da ging etwas mehr Geld für drauf als ich eingeplant hatte, nämlich 27 €. Weitere 3,70 € blätterte ich in einem Café für Kaffee und ein Croissant hin, konnte aber Handy und Laptop aufladen.
Vom Gewerbegebiet aus nahm ich dann die Hauptstraße zur Innenstadt. Jetzt stand noch ein bisschen Sightseeing auf dem Programm, danach wollte ich mir den Picknickplatz am See anschauen. Tja, beides war eine Enttäuschung. Parthenay ist mit dem Fahrrad ein Albtraum – jetzt weiß ich, warum der Radweg außen herumführt! – und zu sehen gab es auch nichts. Der Platz am See war zwar schön und lag auch ruhig, aber Schilder wiesen darauf hin, dass zelten und grillen hier verboten war.
Der nächste Picknickplatz befand sich, laut meiner App, die ich dafür benutze, erst in fast 16 Kilometern Entfernung. In flachem Gelände wäre das kein Problem gewesen, aber bei den ganzen Steigungen? Nicht wirklich das, was ich wollte. Ich war ja noch platt von gestern.
Daher hielt ich auf der weiteren Strecke die Augen auf, ob sich vielleicht eine andere Möglichkeit bietet und siehe da! Es gab sie. Auf der linken Seite der Straße befand sich eine alte Kirche und vor dem Portal gab es einen Picknickplatz. Der, so die Auskunft einiger Anwohner, die ich fragte, öffentlicher Grund war. Also wagte ich es und schlug mein Zelt dort auf. Es war wind- und sichtgeschützt zur Straße hin und ruhig. Dachte ich und irrte. Etwas später trafen sich nämlich in der Kirche Trompeter zum Üben! Jetzt geht es auf 22:00 zu und ich hoffe, dass sie bald fertig sind. Morgen will ich früher los, weil die Etappe bis zum Zeltplatz in Champdeniers-Saint-Denis etwa 27 Kilometer beträgt. Sehr hügelige Kilometer.