Weil ich nicht so spät auf dem Zeltplatz ankommen wollte und mich heute auch zumindest auf der ersten Hälfte der Etappe ordentliche Steigungen erwarteten, brach ich bereits um 09:00 auf. Es hatte leichten Frost in der Nacht gegeben und ich musste das Zelt halb vereist verpacken. Abwarten, bis die Sonne auf den Platz schien, hätte zu viel Zeit gekostet.
Mir wurde dann schon auf den ersten Kilometern gut warm, denn holla, da ging es teils echt steil hoch! Also für mich steil. Gesunde jüngere Radler packen so was natürlich mit links. Schiebt ihr mal mehr als 40 Kilo über eine längere Strecke bergauf. Mit Asthma. Bis Mazières-en-Gâtin benötigte ich für die 15 Kilometer 3 Stunden! Dort machte ich eine halbe Stunde Pause, aber der kalte Nordostwind trieb mich trotz herrlichsten Sonnenscheins wieder hoch.
Noch weitere 5 Kilometer hatte ich mit den Anstiegen zu kämpfen, doch die letzten 6 ging es stetig bergab und rein nach Champdeniers. Mein heutiges Ziel – ein privat geführter kostenloser Zeltplatz für Pilger und Radwanderer – erreichte ich um 14_30. Deutlich früher als ich angenommen hatte. Die Betreiber, ein Ehepaar, haben ihren Garten umgebaut und stellen ihn als Zeltplatz zur Verfügung. Strom kommt allerdings über ein Solarpanel rein und das ist derzeit kaputt. Dusche, Toilette und Trinkwasser sind 30 Meter weiter. Ich habe vorhin mit dem Mann telefoniert, er nimmt mein Handy und die Powerbank über Nacht ins Haus zum Aufladen. Der Laptop hat noch genug Saft.
Zwar könnte ich morgen die gesamte Strecke nach Niort hineinfahren und am Touristenbüro schauen, ob die eine Ladestation haben, aber ich will die Stadt in Ruhe besichtigen und es wird ja nochmal sehr hügelig. Für Bars und Cafés habe ich nur noch knapp 10 €. Davon kann ich maximal dreimal irgendwo einen Kaffee trinken und meine Geräte aufladen. Also werde ich nur bis kurz vor Niort fahren, mir am Fluss einen Schlafplatz suchen und am Freitag dann Sightseeing betreiben. Von Niort aus ist der Radweg fast durchgängig flach. Ich muss morgen dann auch nicht so früh aufbrechen. Das Wetter soll stabil bleiben, deutlich wärmer nachts und trocken. Das Fernziel ist weiterhin Spanien. Da geht es ab La Rochelle dann über Bayonne nach – wenn es mit einem Transport klappt – Pamplona. Sollte es nicht funktionieren, dann radele ich über Pau nach Toulouse und an den Canal du Midi, von dort aus in Süden. Diese Strecke bin ich 2020 in die Gegenrichtung gefahren.