Mit 6 Grad war diese Nacht deutlich wärmer und angenehmer als die beiden Frostnächte zuvor. Dafür hielt sich die Sonne heute Morgen hinter dichten Wolken verborgen, aber Regen war keiner angekündigt. Um 10:00 brach ich auf. Bis Niort sollte es noch sehr hügelig bleiben, aber ab da Gott sei Dank endlich wieder flach. Ich befand mich schnell wieder auf dem Radweg und kämpfte mich gleich darauf schon die ersten Steigungen hoch. Mit vielen Pausen zum Verschnaufen und Trinken erreichte ich Rouvre und hatte somit die schlimmsten Steigungen hinter mir. Bis Niort gab es aber noch genug, sodass ich eine Stunde später als geplant in der Stadt ankam. Mein erstes Ziel war das Touristenbüro. Ich parkte dort mein Fahrrad, ließ meinen Laptop zum Aufladen da und auch meinen Rucksack. Außer mir gab es keine Touristen. So leer habe ich ein Touristenbüro noch nie gesehen!
Gut für mich, denn so konnte ich in aller Ruhe und ohne Ballast Niort besichtigen. Die Stadt selbst war jetzt nicht so interessant. Ich beschränkte mich auf die zu Fuß erreichbaren Ziele, wie den Donjon und die Église-Notre-Dame de Niort, sowie die Église Saint-Andre, aber die war leider geschlossen.
Da mir meine Sehnenzerrung das ständige Treppengehen allmählich übelnahm, machte ich mich auf den Weg zurück zum Touristenbüro. Nachdem ich meine Sachen abgeholt und verstaut hatte, radelte ich aus Niort hinaus am Fluss Sèvre-Niortaise entlang. Meine App zeigte mir etliche Picknickplätze an, doch die waren entweder besetzt – es war um diese Zeit noch ganz schön was los auf dem Radweg – oder das Gras und Unkraut stand zu hoch, um ein Zelt aufzubauen. Tja, und bis Coulon, immerhin noch fast 15 Kilometer, kam auch kein Platz mehr.
Zu meinem Glück traf ich Audrey, die mit ihrem Hund, einem total lieben Border Collie, eine Runde drehte. Als ich sie fragte, ob sie einen Platz wüsste, lud sie mich zu sich nach Hause ein. Ich ging davon aus, dass ich im Garten zelten würde, aber nein, ich bekam ein Gästezimmer! Dazu noch ein leckeres Abendessen und Kaffee. Todmüde fiel ich um halb elf ins Bett und schlief fast sofort ein. Keine Chance, dass ich noch etwas am Manuskript arbeiten würde. Nicht einmal die überfälligen Blogartikel schaffte ich noch!
Wie schön, dass es solche Gastfreundschaft noch gibt. Mal eine Nacht in einem Bett und vermutlich auch eine schöne Dusche war sicher eine nette Abwechslung.
Oh ja, absolut.