08. April 2023, Etappe von Dompierre-sur-Mer nach Vergeroux

Das war ein sehr feuchter und kühler Morgen! Nur 2 Grad und Hochnebel, was hieß, dass ich mein Zelt nass verpacken musste. An einem so exponierten Platz konnte ich auch nicht warten, bis alles abtrocknet. Zudem plante ich, in La Rochelle länger zu bleiben, um meine Geräte aufzuladen. 2 Stunden sind das Minimum. Ich brach also schon um kurz vor neun Uhr auf. Die Route führte in Windungen an Dompierre-sur-Mer vorbei, überquerte zwischendurch die Autobahn und führte durch einen großen Park zurück an den Kanal. An der Universität vorbei ging es dann zum alten Hafen. Im Gegensatz zu Niort steppte in La Rochelle bereist der touristische Bär. Ich bahnte mir einen Weg zum Touristenbüro, doch da erwartete mich eine Enttäuschung. Es war umgebaut worden und dort, wo vorher die Sitzecken und die Ladestation waren, gab es nur noch eine Boutique für Touristen. Service wird offenbar kleiner geschrieben, Geld dagegen groß.

Die Bars und Cafés entlang des Hafens kamen schon allein wegen ihrer Preise nicht in Frage. Steckdosen an Sitzplätzen brauchte ich da auch gar nicht erst suchen. Da blieb nur der McDonald einen Kilometer weiter. Nach der Bestellung – Ein Kaffee und ein Croissant – schrumpfte mein Budget auf ganze 6, 35 € zusammen. Ich suchte mir einen Platz mit Steckdose und nutzte die nächsten zwei Stunden, um meinen Reiseblog wieder auf den aktuellen Stand zu bringen. Ich schaffte es sogar, ein Kapitel im Manuskript zu beenden!

Anschließend brach ich wieder auf und fuhr auf die La Vélodyssée, auch Eurovelo 1 genannt in Richtung Rochefort weiter. Der Plan war, irgendwo davor einen passenden Zeltplatz zu finden. Ich kannte diese Strecke ziemlich gut und wusste, dass es a ihr ur wenige Möglichkeiten gab. An der Küste war das Zelten ohnehin verboten, daher blieben nur die Strecken durch die Marais.

Nur 4 Kilometer weiter sah ich, dass der Radwanderweg wegen einer Veranstaltung gesperrt war. Ich fuhr den Umleitungsschildern nach und entlang der Straße, die aber auch einen separaten Radweg hatte. Am Himmel über den Stränden flogen Haufenweise Ballons und Drachen in allen Formen und Farben und es war ganz schön was los auf den Straßen. Die Umleitung kostete mich Zeit und erst weit hinter Chatillon gelangte ich zurück auf den Radweg.

Ich radelte und radelt, hielt Ausschau nach passenden Plätzen, aber fand einfach nichts. Meine letzte Hoffnung war der Ort  Saint-Laurent-de-la-Prée. Dort verzeichnete meine App zwei Picknickplätze. Doch auch die erwiesen sich als nicht brauchbar. Zu dicht an der Straße und die Route National verlief auch fast direkt dran vorbei. Sehr laut.

Ich fuhr also weiter bis Vergeroux. Hier waren die Picknickplätze auf Spielplätzen, fielen daher auch als Option für die Nacht aus. Schließlich entschied ich mich, auf dem breiten Grünstreifen neben einem Fußweg der zwei Siedlungen miteinander verband, zu zelten. Hier stand nur ein unbewohntes Haus und gegenüber befanden sich einige Gärten. Ich hoffte, keinen Ärger zu kriegen.

Durch die lange Etappe heute verschiebt sich allerdings mein Zeitplan. Ursprünglich wollte ich so fahren, dass ich am Dienstag in La Tremblade im Touristenbüro ankomme, das einzige auf der ganzen Strecke nach Bordeaux mit Ladestation! Aber so werde ich bereits Montag – Feiertag – daran vorbeikommen. Das heißt, ich kann erst wieder in Royan – beim McDonalds – aufladen, was mich das letzte Geld kosten wird. Zudem ist der Radweg entlang der Gironde über Blaye und Bourg nach Bordeaux nicht nur länger und mit Steigungen versehen – die Fähre kann ich nicht mehr bezahlen – es geht dort auch nur entlang der Küstenstraße und an Campingplätzen, Hotels und Ferienhäusern vorbei. Picknickplätze? Kannst du vergessen. Ich kenne diese Route noch von 2018, als ich sie in der Gegenrichtung befahren habe. Übernachtet habe ich damals auf einem kostenlosen Aire-de-Campingcar. Hoffentlich finde ich den wieder und es klappt ein weiteres Mal.

Wie auch immer … die Situation wird langsam brenzlig. Kein Geld mehr und auch meine Vorräte werden höchstens noch bis Mitte des Monats reichen. Um richtig arbeiten zu können, mir wieder einen Kundenstamm aufzubauen, brauche ich dringend eine längere Pause – mehrere Monate bis ein Jahr – aber woher nehmen, wenn nicht stehlen?

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