Nach etlichen Vorbereitungen ging es heute am 04. Mai also endlich los. Obwohl ich wirklich nur noch das Nötigste mitnahm, waren es doch noch einige Kilo zu schleppen. Dazu trug auch der gebrauchte Laptop bei, der mit 12 Jahren schon eher steinzeitlich zu nennen war, aber zum Schreiben hoffentlich ausreichte. Das Teil wog locker 3 Kilo. Dazu kamen noch das Zubehör und Kleinkram. In der Reisetasche, die Sophie mir geschenkt hatte, brachte ich die Kleidung, Hygieneartikel und den Proviant für die lange Fahrt unter. Was nicht im Wertstoffhof gelandet war, hatte ich verschenkt. Das Zelt und die restliche Campinausrüstung, sowie das Fahrrad und den Anhänger hatte ich in zwei Inseraten ins Leboncoin gesetzt, ein französisches Kleinanzeigenblatt. Ich hoffte, dass da noch ein wenig Geld hereinkam, denn ich war praktisch schon komplett blank, bevor ich überhaupt aufbrach. Was an monatlichen Tantiemen herinkam, wurde mit jedem Monat weniger, weil ich kaum etwas veröffentlicht hatte. In diesem Monat waren es gerade noch 233 Euro gewesen. Nach Abzug aller monatlichen Abbuchungen, den Reisekosten und dem Proviant, waren nur noch 20 Euro übrig. Die würden gerade so für die Busfahrten und dem einen oder anderen Kaffee unterwegs reichen!
Sophie und Pierre hatten heute früh noch mit mir gefrühstückt, sodass ich mich verabschieden konnte. Sie waren längst zur Arbeit gefahren. Ich checkte bei einer letzten Tasse Kaffee noch schnell den Busfahrplan nach Pau. Der Fahrer von BlaBlacar – Ramon – wollte mich am KFC neben der Universität um 15:10 abholen. Leider fuhr von Morlaas aus Mittags kein Bus, daher nahm ich den um halb zwölf und stieg in Pau in den nächsten zur Universität um. Von da aus lief ich die paar Meter zum Leclerc und setzte mich in das günstige Café dort, um die Zeit bis zum Treffen herumzubekommen. Ramon verspätete sich um zehn Minuten, was mich furchtbar nervös machte, weil ich schon Panik bekam, ich könnte etwas falsch verstanden haben und er auch über WhatsApp nicht antwortete. Schlussendlich aber ging alles glatt und wir fuhren los. Zwei weitere Mitfahrer lasen wir noch unterwegs auf. Ramon sprach Französisch und Spanisch, die anderen beiden nur Spanisch. Ramon betätigte sich als Übersetzer, langweilig wurde es uns also nicht. Kurz hinter der Grenze Spaniens gab es wegen eines Radrennens einen Stau, der sich erst nach einer halben Stunde auflöste, nachdem die Polizei die Strecke wieder freigab.
Endstation für mich war der Busbahnhof in Pamplona. Von da aus wollte ich gemütlich durch die Stadt laufen, etwas Sightseeing betreiben und dann zum Zugbahnhof laufen. Ich hätte auch einen Bus nehmen können, aber ich wollte mir das Geld dafür sparen und Zeit hatte ich ja genug, denn mein Zug sollte erst um 23:00 nach Alicante starten. Doch als ich um 21:00 am Bahnhofssschalter nach dem Gleis fragte, schien der Angestellte irritiert zu sein und natürlich sprach er weder Französisch noch Englisch. Er ließ sich schließlich das Ticket zeigen. Es stellte sich heraus, dass ich gar keine Zugfahrt sondern einen Fernbus gebucht hatte! Nur gut, dass noch Zeit satt war, denn ich musste jetzt natürtlich zurück zum Busbahnhof. Weil mir die Schultern bereits wehtaten vom schweren Gepäck, nahm ich diesmal den Bus. Ich musste auch nichts bezahlen, mein Ticket deckte den öffentlichen Nahverkehr schienbar mit ab. Am Busbahnhof angekommen, gelangte ich in den unterirdischen Teil und war erstaunt, wie wenig dort los war. Alle Läden und Bars hatten geschlossen und der ganze Bahnhof wirkte fast wie ausgestorben. Ich versicherte mich mehrmals anhand des Tickets, dass ich wirklich richtig war und stellte mich auf eine längere Wartezeit ein. Mit 15 Minuten Verspätung traf der Fernbus endlich ein. Ich fahre extrem selten Zug oder Bus, weil alles mit automatischen Türen schnell Panikattacken bei mir verursacht. Von der Reizüberflutung – ich bin autistisch – durch die Enge und die vielen Menschen gar nicht erst anzufangen. Aber eine Mitfahrgelegenheit über BlaBlaCar hatte sich für diese Strecke leider nicht geboten. Die Reisetasche kam unten ins Gepäckfachs des Busses rein, den Rucksack behielt ich, da ich hoffte, die 9-stündige Fahrt zum Arbeiten nutzen zu können, denn schlafen würde ich nicht können. Leider stellte sich schnell heraus, dass es unmöglich war. Mein Sitz lag am Gang, es war alles schrecklich beengt und Strom gab es auch keinen. Wifi ja, und USB-Anschlüsse zum Aufladen von Tablet oder Handys. Tja, nur an meinem Sitz die waren natürlich defekt. Der Bus war proppenvoll, als er startete. Das würde eine furchtbare Reise werden, so viel stand für mich fest. Außer mit meinem Handy, konnte ich mich mit nichts beschäftigen. Meine Mitreisenden – ebenso die Sitznachbarin – waren fast alle so um die 60+, was eine Unterhaltung so ziemlich ausschloss. Zudem sprachen die meisten auch nur Spanisch. Wie Menschen eine Reise mit dem Fernbus schön finden können, ist mir absolut schleierhaft. Ich wäre am liebsten nach zwei Stunden schon ausgestiegen und lieber zu Fuß weiter marschiert! Die Nacht zog sich wie Kaugummi. Dreimal hielt der Bus, in Tudela, Valencia und Benidorm, bevor er um halb acht Uhr morgens am Busbahnhof von Valencia eintraf. Früher, als auf dem Fahrplan gestanden hatte, aber der Fahrer hatte auch einen Bleifuß gehabt und Kurven im Stil von Niki Lauda genommen. Ein Wunder, dass nichts aus den Gepäckfächern über den Sitzen gefallen war. Ich stieg erleichtert aus, von der langen Fahrt steif und übermüdet, dennoch aufgedreht und hellwach. Am Bahnhof hatte erst ein Café geöffnet, leider keines, an dem ich mein Handy hätte aufladen, denn das und die Powerbank waren jetzt natürlich leer. Ich trank einen Espresso und beschloss, mir Alicante anzusehen. Erst so zwischen 14 und 15 Uhr sollte mich eine Freundin von Michael – dem Besitzer der Finca – abholen, da es keine direkte Busverbindung gab. Da Alicante wesentlich größer als Pamplona war, gelang es mir natürlich nicht – schon gar nicht mit dem schweren Gepäck – alle Sehenswürdigkeiten abzuklappern. Zudem lag das eine Castell ziemlich weit draußen und das andere war wegen Baustellen nicht zugänglich.
Ich lief also zurück zum Bahnhof, um auf Michaels Freundin zu warten. Ich hatte ihr sicherheitshalber ein Foto von mir und dem Gepäck geschickt. Sie kam gegen 15:30, weil sie auf der Arbeit noch aufgehalten worden war. Unterhalten konnten wir uns nicht viel, weil sie nur Spanisch sprach. Bis Teulada waren es etwa 80 Kilometer und dann noch mal etwa 3 oder 4 Kilometer bis zur Finca. Eigentlich hätte ich gar nicht bis Alicante fahren müssen. Benidorm wäre wesentlich näher gerwesen, aber als ich das als Ziel für eine Zug -oder Busfahrt eingegeben hatte, bekam ich keine Verbindungen angezeigt. Und das der Fernbus, mit dem ich gefahren war, unterwegs noch Stops einlegte – unter anderem in Benidorm – war auch nirgendwo gestanden. Als wir die Finca erreichten war ich jedenfalls kurz vor dem nächsten toten Punkt. Glücklicherweise hatte Michael, der eine halbe Stunde nach uns eintraf, das mit einkalkuliert. Er zeigte mir das kleine aber sehr hübsch eingerichtete Apartment – sogar eine Waschmaschine war vorhanden – und sagte mir, dass ich mich erst mal ausruhen sollte, bevor er mir alles zeigte. Schlafen wollte ich zwar jetzt nicht, sonst wäre ich Nachts wach gelegen, aber eine Dusche und ein Kurznickerchen halfen auch schon. Danach tranken wir zusammen Kaffee, ich lernte noch seine Tochter Virginia kennen, und er zeigte mir dann die Finca und erklärte mir, welche Tätigkeiten er von mir erwartete. Da meine Vorgängerin den Job nur halbherzig bis gar nicht erledigt hatte, wüerde ich die nächsten Tage gut damit beschäftigt sein, alles erst einmal wieder auf Vordermann zu bringen. Auf dem Winterpaddock stapelte sich der Pferdemist, der Garten war vollkommen überwuchert und auch Zaumzeuge, Geschirre und Sättel hatten Pflege dringend nötig. Reiten würde ich nicht, das hatte ich sofort kjlatgestellt, denn ohne eine Versicherung setze ich mich auf kein Pferd. Zudem hatte ich nach dem Tod meiner Ameera das Reiten aufgegeben. Longieren und Bodenarbeit hingegen konnte ich machen. Grob geschätzt sind es vielleicht 2 bis 3 Stunden am Tag, die ich arbeite. Also bleibt mehr als genug Zeit für die Arbeit an meinen Manuskripten. Da ich im April nichts veröffentlich habe, sieht es jetzt natürlich finanziell düster aus. Die Einnahmen der anderen Bücher sinken monatlich, das ist ganz normal. Neue Bücher generieren in den ersten vier Wochen die Haupteinnahmen, ab da sinken sie. Es ist also wichtig, in möglichst kurzen Abständen neue Bücher herauszubringen. Das war mir bisher nicht möglich und auch nicht nötig, solange ich mit dem Mediendesign Geld verdient habe. Bis das aber wieder in Gang kommt, sind die Bücher meine einzige Einnahmequelle. Dieser Monat wird allerdings extrem schwierig werden, denn mein Budget ist komplett aufgebraucht und Vorräte habe ich kaum welche dabei gehabt. Ein Vorteil hier ist, dass die Städte und Orte rundherum auf Touristen eingestellt sind., Sobald ich es mir also leisten kann, wenigstens einen Flyer oder sowas drucken zu lassen, kann ich den in der ganzen Gegend verteilen. Ein Fahrrad steht mir zur Verfügung und der Bus kostet nicht viel Geld.