19. April, Etappe von Saumos nach Le Teich

Mit viel Sonne und bis 26° radelte ich mit kurzen Pausen zum Hafen in Le Teich, wo ich mein Zelt aufchlug. Flach und entspannt zu fahren. Morgen muss ich wohl ein neues Ladekabel für mein Smartphone kaufen und allmählich auch die Wintersachen loswerden. Ich hoffe, dass ich im Mai Schuhe, Schlafsack und einige Klamotten für den Sommer kaufen kann. Die Isomatte ist auch hinüber, war aber leider ohnehin ein Fehlkauf. Mich wundert, dass es keine Matten gibt, die man per Fahrradluftpumpe aufblasen kann. Wäre doch so viel praktischer.

18. April, Etappe von Pauillac nach Saumos

58 Kilometer bin ich geradelt. Die erste Hälfte bis hinter Lamarque war noch gut hügelig, ab Avensan dann würde es flach. Da ging aus den Weinbergen heraus in die Les Landes und in den Wald. Der war allerdings streckenweise nicht mehr vorhanden beziehungsweise es standen nur noch verkohlte Überreste.

09. April 2023, Etappe von Vergeroux nach Saint-Agnant

Das war eine der ruhigsten Nächte, die ich hatte, seit ich wieder unterwegs bin. Erst ab 09:00 kamen insgesamt 3 Leute – davon 2 mit ihrem Hund – vorbei. Ich konnte also in aller Ruhe meinen Morgenkaffee trinken, bevor ich packte und aufbrach. Allzu lang sollte die heutige Etappe nicht sein, da ich gestern etliche Kilometer mehr gefahren war. Am Radweg bei Saint-Agnant hatte ich noch einen schönen Picknickplatz in Erinnerung. Schlimmstenfalls war er besetzt, denn am Ostersonntag war alles los, was nicht angebunden war! Rochefort hingegen schien fast wie ausgestorben, da die meisten Franzosen sich lieber auf den Weg zu den Stränden bei Chatillon oder Marennes gemacht hatten. Davon zeugte jedenfalls die stinkende Blechlawine, die auf der Route National und der Autobahn in beide Richtungen nur sehr langsam vorankam. Überhaupt nicht schadenfroh – ich doch nicht – radelte ich gemütlich bei herrlichem Frühlingswetter an den Staus vorbei.

Die Route führte an der Charente entlang, durch die Marais bis zur Königlichen Seilerei. Nach einigen Fotos – unter anderem lagen im Marine Arsenal ein Schiff Ludwigs IV und Napoleon III zur Renovierung im Trockendock – radelte ich weiter zum Hafen. Dort konnte ich meine Wasserflaschen auffüllen und gönnte mir eine längere Pause für einen Snack. Dank einer Spende kann ich Dienstag nicht nur Lebensmittel kaufen. Es ist mir auch möglich, doch die Fähre ab Royan zu nehmen und so nicht nur Zeit zu sparen. An der La Vélodyssée entlang gibt es einige Möglichkeiten, einen Schlafplatz zu finden. Auf der anderen Strecke an der Gironde entlang nicht.

Nach der Pause radelte ich über Tonnay-Charente in Richtung Marennes weiter. Einen kleinen Kaffee samt Möglichkeit zum Aufladen bekam ich in Chabriot in einer Bar. Von hier aus verlief der Radweg über einen Chemin de Fer, eine ehemalige Eisenbahnstrecke. Die sind immer wirklich schön zu befahren. Der Picknickplatz an der Brücke – auf dem ich im vergangenen März gezeltet hatte – war voll belegt, daher hoffte ich auf den nächsten, den ich ja eigentlich anvisiert hatte.

Er war frei, stellte ich fest, als ich ihn etwa eine halbe Stunde später erreichte. Das hieß, ich konnte heute früher Schluss machen und war nicht zu müde, um an meinem Manuskript zu arbeiten. Morgen wollte ich bis zum Picknickplatz am Leuchtturm vor Royan fahren. Dort hatte ich bereits im März 2022 gezeltet.

08. April 2023, Etappe von Dompierre-sur-Mer nach Vergeroux

Das war ein sehr feuchter und kühler Morgen! Nur 2 Grad und Hochnebel, was hieß, dass ich mein Zelt nass verpacken musste. An einem so exponierten Platz konnte ich auch nicht warten, bis alles abtrocknet. Zudem plante ich, in La Rochelle länger zu bleiben, um meine Geräte aufzuladen. 2 Stunden sind das Minimum. Ich brach also schon um kurz vor neun Uhr auf. Die Route führte in Windungen an Dompierre-sur-Mer vorbei, überquerte zwischendurch die Autobahn und führte durch einen großen Park zurück an den Kanal. An der Universität vorbei ging es dann zum alten Hafen. Im Gegensatz zu Niort steppte in La Rochelle bereist der touristische Bär. Ich bahnte mir einen Weg zum Touristenbüro, doch da erwartete mich eine Enttäuschung. Es war umgebaut worden und dort, wo vorher die Sitzecken und die Ladestation waren, gab es nur noch eine Boutique für Touristen. Service wird offenbar kleiner geschrieben, Geld dagegen groß.

Die Bars und Cafés entlang des Hafens kamen schon allein wegen ihrer Preise nicht in Frage. Steckdosen an Sitzplätzen brauchte ich da auch gar nicht erst suchen. Da blieb nur der McDonald einen Kilometer weiter. Nach der Bestellung – Ein Kaffee und ein Croissant – schrumpfte mein Budget auf ganze 6, 35 € zusammen. Ich suchte mir einen Platz mit Steckdose und nutzte die nächsten zwei Stunden, um meinen Reiseblog wieder auf den aktuellen Stand zu bringen. Ich schaffte es sogar, ein Kapitel im Manuskript zu beenden!

Anschließend brach ich wieder auf und fuhr auf die La Vélodyssée, auch Eurovelo 1 genannt in Richtung Rochefort weiter. Der Plan war, irgendwo davor einen passenden Zeltplatz zu finden. Ich kannte diese Strecke ziemlich gut und wusste, dass es a ihr ur wenige Möglichkeiten gab. An der Küste war das Zelten ohnehin verboten, daher blieben nur die Strecken durch die Marais.

Nur 4 Kilometer weiter sah ich, dass der Radwanderweg wegen einer Veranstaltung gesperrt war. Ich fuhr den Umleitungsschildern nach und entlang der Straße, die aber auch einen separaten Radweg hatte. Am Himmel über den Stränden flogen Haufenweise Ballons und Drachen in allen Formen und Farben und es war ganz schön was los auf den Straßen. Die Umleitung kostete mich Zeit und erst weit hinter Chatillon gelangte ich zurück auf den Radweg.

Ich radelte und radelt, hielt Ausschau nach passenden Plätzen, aber fand einfach nichts. Meine letzte Hoffnung war der Ort  Saint-Laurent-de-la-Prée. Dort verzeichnete meine App zwei Picknickplätze. Doch auch die erwiesen sich als nicht brauchbar. Zu dicht an der Straße und die Route National verlief auch fast direkt dran vorbei. Sehr laut.

Ich fuhr also weiter bis Vergeroux. Hier waren die Picknickplätze auf Spielplätzen, fielen daher auch als Option für die Nacht aus. Schließlich entschied ich mich, auf dem breiten Grünstreifen neben einem Fußweg der zwei Siedlungen miteinander verband, zu zelten. Hier stand nur ein unbewohntes Haus und gegenüber befanden sich einige Gärten. Ich hoffte, keinen Ärger zu kriegen.

Durch die lange Etappe heute verschiebt sich allerdings mein Zeitplan. Ursprünglich wollte ich so fahren, dass ich am Dienstag in La Tremblade im Touristenbüro ankomme, das einzige auf der ganzen Strecke nach Bordeaux mit Ladestation! Aber so werde ich bereits Montag – Feiertag – daran vorbeikommen. Das heißt, ich kann erst wieder in Royan – beim McDonalds – aufladen, was mich das letzte Geld kosten wird. Zudem ist der Radweg entlang der Gironde über Blaye und Bourg nach Bordeaux nicht nur länger und mit Steigungen versehen – die Fähre kann ich nicht mehr bezahlen – es geht dort auch nur entlang der Küstenstraße und an Campingplätzen, Hotels und Ferienhäusern vorbei. Picknickplätze? Kannst du vergessen. Ich kenne diese Route noch von 2018, als ich sie in der Gegenrichtung befahren habe. Übernachtet habe ich damals auf einem kostenlosen Aire-de-Campingcar. Hoffentlich finde ich den wieder und es klappt ein weiteres Mal.

Wie auch immer … die Situation wird langsam brenzlig. Kein Geld mehr und auch meine Vorräte werden höchstens noch bis Mitte des Monats reichen. Um richtig arbeiten zu können, mir wieder einen Kundenstamm aufzubauen, brauche ich dringend eine längere Pause – mehrere Monate bis ein Jahr – aber woher nehmen, wenn nicht stehlen?

07. April 2023, Etappe von Coulon nach Dompierre-sur-Mer

So lange hatte ich schon ewig nicht mehr geschlafen! Erst um 08:00 wurde ich wach. Ich frühstückte noch und packte dann meine Sachen, was deutlich schneller ging, als wenn ich im Zelt übernachtet hätte. Nach einem Abschiedsfoto von meiner freundlichen Gastgeberin, radelte ich wieder los. Die Steigungen hatte ich vorerst hinter mir – Gott sei Dank! – und kann auch zügig vorwärts. Morgens zeigten sich noch Schleierwolken, doch ab Mittag schien die Sonne in voller Pracht.

Da der Radweg ab Coulon wegen Bauarbeiten gesperrt war, führte mich meine Route bis Damvix über Landstraßen. Von dort aus gelangte ich zurück auf den Radweg, der hier aber über viele Kilometer hinweg in sehr schlechtem Zustand war. Besser wurde es erst in Richtung Marans. Ich spielte mit dem Gedanken, den Campingplatz in L’Île-d’Elle anzufahren. Der war günstig und ich kannte ihn von meiner Radtour 2021 schon. Um sicher zu gehen, dass die Preise noch stimmten, rief ich lieber vorher an. Und ja, sie hatten die Preise erhöht! Damit war diese Option leider gestrichen.

Ich fuhr daher weiter bis Marans und wechselte am Hafen auf die La Vélodyssée, der ich bis Spanien folgen wollte. Vom letzten Jahr im März her, wusste ich, dass die wenigen Picknickplätze – 2, um genau zu sein – die es am Kanal gab, nicht zum Zelten geeignet waren, da sie direkt an Straßen lagen. Im März 2022 hatte ich mir einen Platz auf dem von Hecken geschützten Seitenstreifen ausgesucht. Damals hatte es geregnet und es waren kaum Menschen unterwegs gewesen. So viel Glück hatte ich am beginnenden Osterwochenende und bei dem tollen Wetter heute nicht. Auf jedem in Frage kommenden Platz hatten sich bereits Angler breit gemacht. Mit und ohne Zelte. Ich radelte also weiter. Und weiter. Schließlich gelangte ich bis Dompierre-sur-Mer und hatte damit 58 Kilometer zurückgelegt.

Da der Picknickplatz hier ebenfalls nicht zum Zelten geeignet war, er war geschottert und lag direkt an einem Parkplatz, nahm ich mit einem Flecken Gras an der Brücke vorlieb. Ich kannte diese Strecke ja schon ziemlich gut und wusste, dass die nächste Möglichkeit zum Wildzelten erst wieder vor Rochefort bestand. An der Küste gab es zwar genug Plätze, aber da war es streng verboten. Ich hoffe, dass ich morgen im Touristenbüro in La Rochelle noch einmal meine Geräte aufladen kann, dann wäre ich über die Feiertage autark.