Etappe am 25. Februar 2023 von Thouars nach Saint-Géneroux

So hundertprozentig sicher war ich mir gestern ja nicht, ob ich in dem kleinen Park zelten durfte, aber niemand kam und scheuchte mich weg, daher hatte ich eine ruhige Nacht. Ich brach dennoch früher auf und macht mich auf die heutige Etappe, die – sollte es mit dem Campingplatz in Saint-Géneroux klappen – nur knapp 17 Kilometer betrug. Allerdings äußerst hügelige Kilometer. Gleich aus Thouars raus hatte ich die ersten Anstiege zu bewältigen. Danach wurde es etwas leichter, als der Radweg wieder am Fluss entlangführte. Das Bett der Thouet ist tief eingeschnitten, deswegen wird es auch jedes Mal anstrengend für mich, sobald der Radweg vom Fluss weg -und durch die Hügel führt.

Weinberge sind jetzt keine mehr zu sehen, sie wurden abgelöst von Wiesen und Äckern. Allerorten blüht es schon kräftig, was den tristen grauen Tag verschönert. Immerhin regnet es nicht mehr. Wie gestern schon, ging es durch hübsche kleine Dörfer mit vielen historischen Bauten. Unangenehm war nur die Strecke durch den Wald bis Maulais, weil dort wieder einmal Jäger unterwegs waren. Ein Jagdhund hatte sich offenbar verlaufen und folgte mir fast zwei Kilometer, bis er wieder umdrehte.

Ab hier waren die Anstiege nicht mehr so steil und ich radelte zügiger bis zu meinem Ziel. Saint-Géneroux ist nicht gerade eine Metropole, hier gibt es nicht einmal eine Épicerie oder ein Depot de Pain. Stolze 342 Einwohner, eine Brücke aus dem Mittelalter, eine ebenso alte Kirche und ein paar Häuser. Und der Campingplatz, der direkt am Rathaus lag.

Klein, aber einigermaßen eben und sauber, Toilette und Dusche waren im Innenhof zwischen Rathaus und einer kleinen Pension untergebracht, Alles sauber und sogar mit Heizung. Ein Anschlag an der Mauer verriet mir die Preise: 2,20 € für eine Person mit Zelt, Strom kostet 2 €. Da kann man echt nicht meckern. Ich rief also die Dame an, die für den Platz zuständig war und schilderte ihr meine momentane Situation, auch, was die Finanzen betraf. Sie hatte kein Problem damit, dass ich erst am Dienstag bezahlen konnte. Bleiben würde ich erst einmal bis zum 15. März und dann, je nach Wetter, verlängern oder weiterfahren. Für die ganze nächste Woche sind wieder kalte Temperaturen bis minus 4 Grad vorhergesagt, auch tagsüber wird es mit dem eisigen Nordostwind kaum mehr als 8 Grad warm. Da ich Strom mit dazubuche, werde ich am Dienstag in Saint-Verant, dort ist der nächste Supermarkt, schauen, ob ich nicht wieder einen kleinen Heizlüfter kaufen kann.

Etappe am 24. Februar 2023 von Montreuil-Bellay nach Thouars

Es schüttete noch bis 03:00 morgens, dann ließ der Regen endlich nach. Nach 24 Stunden toujours. So sehr es die Natur braucht, mir reichte es vorerst mit dem Nass. Ich fing spät mit dem Packen an, damit das Zelt noch abtrocknen konnte. Die Etappe heute würde – vorausgesetzt, der von mir anvisierte Picknickplatz etwa 2 Kilometer vor Thouars eignete sich zum Übernachten – nur 28 Kilometer betragen. Der Wetterbericht sagte für heute einen Mix aus Sonne und Wolken vorher und es sollte trocken bleiben. So brach ich also auch erst um 12:00 auf, nachdem Laptop und Handy nochmal voll aufgeladen waren.

Der bleigraue Himmel sah allerdings immer noch nicht so aus, als wollte er aufreißen und die Sonne durchlassen. Tatsächlich fing es sogar eine halbe Stunde nach Start an zu nieseln. Nicht so schlimm, dachte ich. Der Wind kam von hinten und kalt war es nicht. Eine weitere Stunde später musste ich meine Einschätzung revidieren. Es goss mittlerweile wie aus Kannen. In einem Bushäuschen stellte ich mich kurz unter um, Regenkleidung anzuziehen und die Regenhülle über den Rucksack zu ziehen. Da es nicht so aussah, als würde es in absehbarer Zeit aufhören, fuhr ich weiter.

Die Strecke heute führte größtenteils über kleine Straßen, die in einem schlechten Zustand waren. Ein Fleckerlteppich aus Asphalt sozusagen. Dort, wo der Radweg an der Thoue direkt entlanglief, war er geschottert aber doch besser zu fahren als die Straßen. Sonst war es eigentlich eine schöne Strecke. Bei besserem Wetter hätte sie sicher Spaß gemacht, da sie durch hübsche kleine Dörfer führte und es alte Mühlen und Schlösschen zu sehen gab. In Taizon fotografierte ich die gallo-romanische Brücke, die noch sehr gut erhalten war.

Als ich um 15:30 den Picknickplatz erreichte, war mir nach kurzer Inspektion klar, dass ich hier nicht zelten konnte. Was nicht unter Wasser stand, lag zu dicht an der Straße. Auch die nächsten beiden Plätze eigneten sich nicht, daher entschloss ich mich, doch noch durch Thouars zu fahren und auf der anderen Seite nach einem Platz zu suchen, Laut nextpicknick.org gab es dort noch einen. Ganz so leicht war das aber nicht, denn vom Fluss aus führte der Weg mit 15% Steigung etwa einen Kilometer hoch zur Stadt. Nach etwa der Hälfte erreichte ich eine kleine Plattform, auf der ich den Hänger abkoppeln und parken konnte, denn meine Lunge stand kurz vor dem Platzen. Ich schob also das Fahrrad die zweite Hälfte zuerst bis ganz nach oben und holte den Anhänger dann nach.

Nach einer weiteren Atempause machte ich mich auf den weg durch Thouars, schoss einige Fotos – der Regen hatte glücklicherweise nachgelassen – und musste dann noch einen kleinen Umweg in Kauf nehmen, da die Fußgängerbrücke wegen Bauarbeiten gesperrt war. Direkt dahinter befand sich eine kleine Grünanlage mit dem Picknickplatz. Die hohe Mauer bot Sichtschutz zur Straße hin, die Grasnarbe war nass, aber nicht matschig und eben. Kurz entschlossen baute ich das Zelt hier auf. Morgen hatte ich dann nur noch 17 Kilometer bis zum Campingplatz in Saint-Géneroux. Es ist ein sehr kleiner Campingplatz, hat auch geöffnet, aber den Preis weiß ich nicht. Hoffentlich nicht wieder so teuer wie der letzte!

Etappe am 20. Februar 2023 von Dampierre-sur-Loire nach Montreuil-Bellay

Bevor ich jedoch am nächsten Tage den ersehnten Sonnenschein und die Wärme genießen konnte, fror ich morgens erst mal bei Hochnebel und 0˚ und hielt mich am Kaffeebecher fest. Gepackt hatte ich anschließend schnell und brach um 09:30 auf. Weil es noch so eisig kalt war, hatte ich heute wieder die warme Unterkleidung anbehalten.

Bis Saumur blieb ich an der Straße – der Radweg kurvte mit Umwegen durch die troglodytischen Stätten weiter, die ich im letzten Jahr ausgiebig fotografiert hatte – und erreichte Saumur an der Église Notre-Dame-des-Ardilliers. Die Brücke über die Loire tauchte gerade aus dem Hochnebel auf.

Mein erster Weg führte mich entlang des Eurovelos ins Gewerbegebiet, wo ich entweder beim großen gelben M oder im Crescendo – ein Schnellrestaurant im Leclerc-Supermarkt – frühstücken und meine Geräte aufladen wollte. So der Plan. Den ich in die Tonne treten konnte, denn es war alles gerappelt voll. Um den eigentlichen Supermarkt herum gab es Boutiquen und ein Stehcafé, immerhin mit Steckdosen ausgestattet. Lang wollte ich hier nicht bleiben, nur das Handy so weit aufladen, dass ich fotografieren und später noch zum Campingplatz navigieren konnte.

Um 13:30 fuhr ich zurück in die Innenstadt und von da aus zum Schloss. Im vergangenen Jahr hatte ich keine Zeit für eine Besichtigung gehabt, und 2019, als ich diese Strecke zum ersten Mal radelte, war es viel zu heiß dafür. Stattdessen besuchte ich damals den Cadre Noir, was ein unglaublich tolles Erlebnis gewesen war.

Das Gespann parkte ich unterhalb des Schlosses, weil ich es nicht bis nach oben schieben wollte und stieg dann eine Treppe hoch zum Schlosstor. Ich machte ein paar Fotos und betrat den Innenhof. Hier gab es nicht viele Besucher, sodass ich schöne Fotos vom Schloss selbst und der absolut atemberaubenden Aussicht auf Saumur und die Loire genießen konnte. Der Himmel war nahezu wolkenlos und azurblau. Irgendwann habe ich mal genug Geld und Zeit und dann werde ich sämtliche Loire-Schlösser ausgiebig innen und außen besichtigen! Ich ärgere mich jedes Mal, wenn ich nur kurz die Fassade – oft nicht mal das, weil viele auch dafür Eintrittsgeld verlangen – bewundern und fotografieren kann.

Nach etwa einer Stunde machte ich mich auf den Rückweg, fotografierte noch eine Kirche unterwegs und suchte dann den neuen Radweg. Die La Vélo Francette führt von Ouistreham an der Küste der Normandie über Saumur nach La Rochelle an die Atlantikküste. Geschätzt sind das bis Rochefort etwa 10 Etappen maximal.

Von Saumur aus führte der Radweg entlang der Thouet und später durch die Weinberge nach Montreuil-Bellay. Der Campingplatz lag knapp 3 Kilometer davor am Ufer der Thouet. Ich hatte zwar in dieser Jahreszeit nicht viel Touristen erwartet, aber doch überrascht, dass alles leer war. Oberhalb der Rezeption standen Wohnwagen und Mobilheime, die an Arbeiter vermietet waren, aber Touristen gab es keine. Die riesige Wiese war komplett leer. Und ziemlich ungepflegt. Es dauerte etwas, bis ich einen halbwegs ebenen Platz für mein Zelt fand. Überall gab es Löcher, Unkraut und Buckel. Alte Pferdeäpfel lagen auch herum. Das ganze Areal wirkte nicht wie ein häufig frequentierter Campingplatz!

Die Rezeption war nicht besetzt, man musste anrufen, dass jemand herkam, zum einwiesen und abkassieren. Nach zwei Stunden kam dann endlich jemand und dann erwartete mich die nächste – böse – Überraschung. Statt der ausgewiesenen 6 € pro Nacht ohne Strom, bezahlte ich 10 €! Wow. Für so eine ungepflegte Wiese, die ohnehin leer war? Immerhin entpuppte sich der Sanitärblock als annehmbar sauber. Es gab auch einen Pavillon mit Sitzecke und Steckdosen. Ich hatte hier eigentlich mindestens eine Woche Aufenthalt geplant, aber das konnte ich mir nun nicht mehr eisten, daher buchte ich nur bis Freitag. Ab morgen war Regen angekündigt und ab Freitag sollte es wieder trocken sein. Der nächste Campingplatz – ein sehr kleiner – ist in Saint-Géneroux, etwa auf halber Strecke zwischen Thouars und Airvault. Geöffnet hat er, Preise weiß ich aber nicht. Den erreiche ich am Samstag. Ich hoffe, dass es nicht so teuer wird und ich dort etwas länger bleiben kann.

Etappe am 19. Februar 2023 von Rigny-Ussé nach Dampierre-sur-Loire

Mit dem Hochnebel war es ganz schön eisig, als ich heute früh nach einem schnellen Kaffee meine Sachen packte. Alles war klamm und feucht. Die ersten zwei Kilometer lief ich daher auch und schob das Fahrrad, um warm zu werden. Bis Avoine folgte ich dem Eurovelo weiterhin, doch die Strecke durch die Weinberge nicht mehr. Stattdessen nahm ich die D 7 am Kernkraftwerk Chinon vorbei, eines der ältesten – Inbetriebnahme 1964 – in Frankreich. Drei Reaktoren sind bereits stillgelegt.

Die Straße war heute am Sonntag nur wenig befahren und auch das kurze Stück über die D 749 verlief glatt. Wochentags hätte ich diese Abkürzung wegen des dichten Verkehrs nicht genommen. Ich erreichte erneut die D 7, die nun bis Candes-Saint-Martin an der Loire entlangführt und die Vienne überquerte, die hier in die Loire mündete. In Montsoreau schien trotz des grauen Himmels und kühlen Wetters alles los zu sein, was nicht angebunden war. Eigentlich wollte ich hier in einem der zwei heute geöffneten Cafés eine Pause machen und mein Handy aufladen. Zwar ergatterte ich noch einen Tisch ganz hinten in der Bar, aber leider gab es keine Steckdosen. Die Pause fiel daher auch kürzer aus als geplant, zumal es immer voller wurde und ich keine Lust hatte, eine Aerosolparty mit Corona zu feiern.

Mein Ziel war der Wohnmobilstellplatz mit gratis Zeltwiese in Dampierre-sur-Loire, auf dem ich auch im April 2022 genächtigt hatte. Doch als ich am späten Nachmittag dort ankam, war alles menschenleer. Duschen und alles andere wurde erst ab April geöffnet, eine Toilette – aber kein Trinkwasser – stand zur Verfügung. Nun ja, es war nur für eine Nacht und in Saumur konnte ich hoffentlich Strom tanken. Bis in die Stadt waren es nur noch wenige Kilometer und zum Campingplatz noch mal etwa 16. Das würde mir morgen genug Zeit geben, Saumur zu besichtigen, zumal auch herrliches Wetter vorhergesagt wurde.

Etappe am 18. Februar 2023 von Saint-Genouphe nach Rigny-Ussé

Bis auf zwei Wildschweine, die offenbar lautstark irgendwo im Wald aneinandergeraten waren, blieb meine Nacht ungestört und ich brach nach einem Kaffee erholt auf. Es nieselte erneut und es war nicht mehr ganz so angenehm warm wie gestern. Ein frischen Westwind wehte mir ins Gesicht, als ich die heutige Etappe unter die Räder nahm. Ziel sollte der Picknickplatz bei Rigny-Ussé sein, auf dem ich auch im April 2022 übernachtet hatte. Allerdings wollte ich zuvor einen kleinen Umweg fahren, um das Schloss – eines der schönsten an der Loire – zu fotografieren.

Zuerst jedoch führte mein Weg mich in den kleinen Ort Savonnières, wo ich in einer gemütlichen Bar nicht nur frühstücken, sondern auch meine Geräte aufladen und etwas arbeiten konnte. WiFi gab es gratis obendrein.

Anschließend radelte ich wieder los, der Weg führte weiter am deich oder darauf entlang. Der nächste Ort – Villandry – präsentierte sich noch im Winterschlaf. Dennoch parkte ich mein Gespann auf dem Fahrradparkplatz und lief die zweihundert Meter zum Schloss, um einige Fotos zu machen. Zwar gibt ein grauer Himmel nicht das schönste Licht dazu, dafür gelangen es mir aber, mehr vom Schloss mit der Handykamera einzufangen, als im vergangenen Frühling, einfach, weil die Bäume noch kahl waren.

Die Toiletten wie auch das Touristenbüro würden erst im April öffnen, Trinkwasser konnte ich am Brunnen aber nachfüllen. Danach machte ich mich auf den letzten Abschnitt der Strecke für heute. Leider war diese nicht mehr autofrei und so mancher Fahrer überholte mich, trotz Geschwindigkeitsbegrenzung, rasant und knapp, als gäbe es kein Morgen mehr. Hinter Bréhémont bog ich auf einen anderen Radweg ab, der mich über den Fluss Indre zur die D 7 brachte, die wiederum zum Schloss von Rigny-Ussé führte. Schnell ein paar Fotos geschossen und weiter ging es über eine andere Brücke zurück auf den Radweg. Noch einen Kilometer fahren, dann tauchte rechterhand auch schon mein Ziel auf. Der Picknickplatz liegt unterhalb des Damms und etwas zurückversetzt, sodass es da recht ruhig ist. Um diese Jahreszeit sowieso. Morgen geht es nach Dampierre-sur-Loire, wo ich ebenfalls auf einem Platz übernachten werde, den ich im April 2022 besucht habe.